Reisen

Meine ersten Reisen waren die mit meinen Eltern, die im Trabi mit uns an die Ostsee gefahren sind. Jeden Sommer. Mit 16 war ich zum ersten Mal ohne Eltern im Urlaub, beim Wasserwandern auf der Mecklenburger Seenplatte. Und nach dem Mauerfall hat mich TwenTours bis nach Ibiza gebracht. Und auch nach Tunesien, in die Türkei und auf Fuerteventura. Danach war ich überzeugt, dass ich eigentlich am liebsten daheim bleibe und mich bereits die Vorstellung zu verreisen mit Unruhe erfüllt.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe es, Urlaub zu haben und ich bin natürlich auch total gerne am Meer. Aber das Konstrukt Urlaubsreise fand ich einfach absurd. Man reist irgendwo hin, um sich zu entspannen, entspannt dann aber überhaupt nicht. Stattdessen versucht man möglichst viele Spots in möglichst kurzer Zeit abzuhaken. Der Druck, alles aus seiner Reise rausholen zu müssen, war mir zu doof.

Doch dann kam diese tolle Frau in mein Leben und brachte ganz andere Ansichten mit: Unser wundervoller Planet ist traumhaft schön. Gigantische Wüsten, rauschende Wasserfälle, Städte voller Menschen und traumhafte Sonnenuntergänge. Das muss man doch anschauen und erleben. Dahin muss man reisen!

Zuerst durfte ich gemeinsam mit ihr Europa kennenlernen: Niederlande, Österreich, Frankreich, Spanien, Italien, Portugal, Griechenland.

Dann ging es in die USA, nach Australien und Bali.

Und immer war es eine Herausforderung Unterkünfte finden, in fremden Sprachen kommunizieren, mit den lokalen Essgewohnheiten zurechtkommen und Währungen umrechnen. Abe es war toll – die Welt besitzt tatsächlich eine unglaubliche Schönheit.

Mit unseren kleinen Kindern waren die Reiseziele dann wieder oft in Europa, aber bevor der Große in die Schule gekommen ist, haben wir als Familie 4 Wochen lang Kuba mit dem Mietwagen entdeckt.

Jetzt sind wir für einige Jahre an die Ferientermine gebunden, was die Möglichkeiten zeitlich und finanziell doch einschränkt. Aber wir lernen auf unseren Reisen so viel. Wir überwinden Grenzen – in jeder Hinsicht. Klischees verschwinden und fremde Menschen schließen echte Freundschaften. Wir erkennen, dass hinter anderem Aussehen, anderen Religionen, anderen Gebräuchen Menschen stecken wie wir. Das macht offener, wenn es wieder nach Hause geht. Reisen verhindert Rassismus.

Momentan tobt ja in Deutschland die Debatte, darf man reisen oder nicht? Die Meinungen gehen wie immer weeeeeiiiit auseinander, für die einen trägt der Urlaub zur Klimakrise bei und sollte dringend verboten werden. Die anderen bestehen auf ihr Recht auf Mallorca und Erholung für die Familie. Dass Flugreisen nicht die umweltfreundlichste Art des Reisen ist, ist ja unbestritten. Gemeint sind natürlich Fernreisen. Die lange Flugzeit, das viele Kerosin, die Belastung für die Umwelt. Das ist natürlich ein bedenkenswerter Grund. Ich bin überzeugt, dass, wollen wir den Planeten retten, wir weiter reisen sollten – ja, es sogar müssen. Reisen tut viel mehr Gutes als dass es Probleme schafft.

Unser Planet ist vielfältig, reich an wunderbaren Landschaften, magischen Orten voller Zauber. Wir sollten diese Orte besuchen, achtsam, ohne sie zu zerstören. dann sehen wir nämlich, wie wert diese Erde es ist gerettet zu werden. Ich glaube, solange viele Menschen die Paradiese dieser Erde nur aus dem Fernseher kennen, bleiben sie abstrakt. Sie sind wie Landschaften in einem Fantasyfilm. Reisen verschafft einen ganz anderen Zugang.